Samstag, Mai 21, 2005

6. Oktober: Manasarovar-See - Erster Tag der Rückreise

Den ersten Fahrtag haben wir hinter uns; 9 Stunden Fahrt auf holpriger Piste sind zwar nicht ohne, es gibt aber Schlimmeres (alle kältesten Nächte zum Beispiel, aber ich hör schon auf!). Wir haben dabei den Manasrovar-See endgültig hinter uns gelassen, was leichter gefallen wäre, hätten sich auch heute Kailash und Gurla Mandatha nicht so prächtig im Licht der aufgehenden Sonne präsentiert. Etwa 100 Bilder wurden bei dieser Gelegenheit verknallt – kein Wunder, dass Florian schnorren muss! „HellohellohelloSlidefilmPlease!“ Ich sage das auf keinen Fall deswegen, weil man besser mich fotografiert hätte, denn mein Haar ist nach tagelangem fast ununterbrochenem Haubentragen gar unschön anzusehen.
Am Morgen war es noch so frisch, dass ich zum Aufwärmen etwas laufen wollte, nach nicht einmal 100 Metern ging ich jedoch ein wie ein täglich gegossener Kaktus. Vielleicht lag das auch an der GTI-Treffen-Atmosphäre, die unsere Fahrer durch halbstündiges Motorenaufjaulenlassen generierten.
Umso gemütlicher war’s dann im Jeep, v.a. auch dank der brennguten Musik, die der Fahrer auftischte. Ebendort begrüßt ein Mann eine Frau fröhlich mit „Hallohallo Gurke!“, sie antwortet mit „Hallohallo Wolke!“. Dazu gab es eine argumentativ reichhaltige Diskussion mit Josef, die sich um die wichtige Frage, ob es hier Windhosen gebe (m.E. ja) bzw. ob der an uns vorüberziehende See größer als der Neusiedlersee sei (s.E. ja), drehte.
Dass so ein Yak imposant ausschaut, eine Menge tragen kann und nicht friert, hat sich schon erwiesen, dass Frau Yak aber ein fein ziegerlndes Joghurt von sich gibt, war ein schönes Novum des heutigen Tages. In einem Teehaus in Samsang wurde diese Köstlichkeit kredenzt. Ebendort konnte ich noch einmal als Edith Klinger des Himalaya einschreiten und einen Hund mit Dackellähmung vor den groben Späßen eines gar bösen Mannes bewahren.
Die Landschaft ist nach wie vor wunderschön; dank der Pannenanfälligkeit der Fahrzeuge haben wir manchmal lange Zeit zur Betrachtung. Aufgrund einer solchen Panne durfte ich mir heute den Sitz mit Gowa teilen, der es aus lauter Schüchternheit vorzog, schlafend dem Fahrer statt mir in den Arm zu fallen. Schade auch, dass ich meinen Platz im Auto für die Zeltaufbauer räumen musste, ich hätte gern noch ein paar Mal „Hallohallo Gurke!“ gehört.
Heute schlafen wir am Ufer eines Arms des Tsangpo/Brahmaputra, ich habe aber der Umgebung noch kaum einen Blick geschenkt, da mich ein fieser Wind ins Zelt geweht hat. Anlässlich einer vollen Blase wird dies aber nun nachgeholt.

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Die Gegend ist schön, aber eben windig und gaaanz stark frequentiert, gerade ist schon der vierte LKW an diesem Abend vorbei gekommen.
Zum Tee hatten wir heute Gäste: zwei Deutsche, die heute Morgen ihre Fahrräder auf den LKW geschupft haben, um sich den langen Weg nach Lhasa ein wenig abzukürzen. Die zwei sind recht nett, haben aber auch einen kleinen Poscher, denn wer rennt/radelt schon auf Zeit um den Kailash? Bei allem Respekt vor der sportlichen Leistung: Das riecht schon streng nach Quarter-Life-Crisis. Als uns Max aber von den Riesenmengen berichtete, die die beiden im Küchenzelt vertilgt hatten, überlegte ich doch kurz, bei ihnen zu essen...
Heute habe ich endlich Gelegenheit gefunden, mit Thomas und Martina ein ernstes Gespräch wegen ihres doch skandalösen Altersunterschiedes zu führen. Die zwei wirkten überraschend einsichtig. „Wisst ihr, 20! Jahre! Ich meine, 17½, das geht gerade noch, aber 20! Seht das doch ein!“ „Wennst maanst...“ Spät aber doch musste ich feststellen, dass die beiden die einzigen waren, die nicht mitbekommen hatten, dass ich ja eh auch in einer so skandalösen Beziehung lebe. Danke noch einmal an dieser Stelle, dass ihr mir nicht gleich eine geposcht habt!

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