Ich komme gerade von einer (für einen Ruhetag ziemlich ausgiebigen) Wanderung zurück, die uns weit in die sich scheinbar gleich hinter dem Lagerplatz erhebenden Schneehügel hätte führen sollen. Ich wollte schon wenige Minuten nach Marschbeginn die Gamaschen anlegen, aber nach einiger Zeit zeigte sich, dass man sich von der klaren Luft hat täuschen lassen, denn auch nach mindestens zwei Stunden hat man noch keinen Fuß in den Schnee gesetzt, und dann wird auch noch die Luft dünn. Als dann auch noch auf dem endlich erreichten Schnee kein Vorankommen ist, wird’s anstrengend. Dennoch habe ich die Momente, in denen ich in absoluter Stille ganz für mich war, sehr genossen; als ich oben auf der Bergschulter angekommen bin, war auch endlich der Kailash wolkenlos. Umso ärgerlicher, dass genau in diesem Moment die Kamera den Geist aufgibt (war wohl ein buddhistisches Fabrikat) und sicher erst wieder in urbanen Gefilden zu reparieren sein wird. Aaaaaarrrgh! Noch dazu ist es nicht meine, und die Cordi haut mich ohne Grund auch schon so! Ich muss ihr in Kathmandu was Glitzerndes kaufen, dann haut sie vielleicht nicht so fest. Beim Abstieg hatte ich ständig See und Kailash im Blick – 1000 Motive! Hoffentlich machen die anderen gscheite Bilder. Wenigstens kann ich mich jetzt aufs Schauen konzentrieren, muss weniger tragen und kann eine Lektion in Sachen Verlust lernen.
Nachdem ich wohl auf fast 5200m Höhe war und nun entsprechend faule Füße habe, zieht sich der Rückmarsch furchtbar, zumal man das Ziel von Anfang an im Blick hat und sich ihm kaum merklich nähert. Zu allem Überdruss wirkt der höchste Punkt meiner Wanderung lächerlich niedrig, flach und gar nicht weit entfernt, ich kann mich mit meiner Leistung also leider nicht vor den anderen produzieren...
Chhiring und ich vorm Manasarovar.
Foto: Andi S.
Schön war’s aber auf jeden Fall; ich sitze nun im warmen, windgeschützten Zelt, ordne (ob der dünnen Luft kläglich pfausend) mein Zeug und warte auf den Nachmittagstee beziehungsweise die Ankunft der Gruppe, die heute bei der Gössul Gompa war. Der See rauscht, der Wind bauscht und alle rund um mich ruhen. Des gfoit ma.
* * * * * * *
Zum heutigen 5 Uhr-Tee hat sich unerwarteter Besuch eingestellt: Ein tibetischer Pilger, der sich in dem nur einige hundert Meter entfernten Kloster einen Sack Yakdung zum Feuermachen besorgt hat, ließ sich auf eine Tasse Tee einladen und ausgiebig bewundern. Neugierig geworden brechen wir zum Gegenbesuch auf. Die Pilgergruppe ist mit Pferden von weit her gereist und hat zum Zweck der Kailashumrundung (Khora) die Einser-Panier, wie Josef so schön festgestellt hat, angelegt; besonders die Frauen klimpern wie Christbäume. Diese Leute entsprechen wohl am ehesten unseren Vorstellungen von „echten“ Tibetern; der Gedanke, dass sie noch nicht das von der chinesischen Regierung vorgesehene Leben führen, ist ein durchaus angenehmer.
Beim Rückweg zum Lager ist Gelegenheit zum Sterngucken; bis zum Aufgang des Mondes kann man sogar die Milchstraße ziemlich deutlich sehen. In der Nacht ist es dank Vollmond so hell, dass man die Stirnlampe nicht wirklich braucht. Der wunderschöne Sternenhimmel entschädigt in der Nacht für die gewaltigen Mühen, die man zur Befreiung aus den Schlafsackschichten auf sich nehmen muss, um dem aufgrund der Höhe leider häufigen Harndrang nachzugeben, und für die Furcht vor den streunenden Hunden, die sich bei Dunkelheit gerne brummend zwischen den Zelten herumtreiben. Als ich zuvor nach dem Abendessen von Coalas Geburtstagseinlage als Sepp Forcher berichtete, huben wie aufs Stichwort im Küchenzelt die Nepalesen an zu singen. Das war so malerisch, dass mir die Idee kam, das „Klingende Österreich“ einmal hierher zu empfehlen – das wär’ doch was für den 25. Dezember! Wäui do im Himalaya, do gibt´s aa a scheene Musi!
Nachdem ich wohl auf fast 5200m Höhe war und nun entsprechend faule Füße habe, zieht sich der Rückmarsch furchtbar, zumal man das Ziel von Anfang an im Blick hat und sich ihm kaum merklich nähert. Zu allem Überdruss wirkt der höchste Punkt meiner Wanderung lächerlich niedrig, flach und gar nicht weit entfernt, ich kann mich mit meiner Leistung also leider nicht vor den anderen produzieren...
Chhiring und ich vorm Manasarovar.
Foto: Andi S.
Schön war’s aber auf jeden Fall; ich sitze nun im warmen, windgeschützten Zelt, ordne (ob der dünnen Luft kläglich pfausend) mein Zeug und warte auf den Nachmittagstee beziehungsweise die Ankunft der Gruppe, die heute bei der Gössul Gompa war. Der See rauscht, der Wind bauscht und alle rund um mich ruhen. Des gfoit ma.
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Zum heutigen 5 Uhr-Tee hat sich unerwarteter Besuch eingestellt: Ein tibetischer Pilger, der sich in dem nur einige hundert Meter entfernten Kloster einen Sack Yakdung zum Feuermachen besorgt hat, ließ sich auf eine Tasse Tee einladen und ausgiebig bewundern. Neugierig geworden brechen wir zum Gegenbesuch auf. Die Pilgergruppe ist mit Pferden von weit her gereist und hat zum Zweck der Kailashumrundung (Khora) die Einser-Panier, wie Josef so schön festgestellt hat, angelegt; besonders die Frauen klimpern wie Christbäume. Diese Leute entsprechen wohl am ehesten unseren Vorstellungen von „echten“ Tibetern; der Gedanke, dass sie noch nicht das von der chinesischen Regierung vorgesehene Leben führen, ist ein durchaus angenehmer.
Beim Rückweg zum Lager ist Gelegenheit zum Sterngucken; bis zum Aufgang des Mondes kann man sogar die Milchstraße ziemlich deutlich sehen. In der Nacht ist es dank Vollmond so hell, dass man die Stirnlampe nicht wirklich braucht. Der wunderschöne Sternenhimmel entschädigt in der Nacht für die gewaltigen Mühen, die man zur Befreiung aus den Schlafsackschichten auf sich nehmen muss, um dem aufgrund der Höhe leider häufigen Harndrang nachzugeben, und für die Furcht vor den streunenden Hunden, die sich bei Dunkelheit gerne brummend zwischen den Zelten herumtreiben. Als ich zuvor nach dem Abendessen von Coalas Geburtstagseinlage als Sepp Forcher berichtete, huben wie aufs Stichwort im Küchenzelt die Nepalesen an zu singen. Das war so malerisch, dass mir die Idee kam, das „Klingende Österreich“ einmal hierher zu empfehlen – das wär’ doch was für den 25. Dezember! Wäui do im Himalaya, do gibt´s aa a scheene Musi!
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