In der Nacht träumte ich vom mit mir das Zimmer teilenden Max, er wäre mein Turnlehrer und als solcher derart unzufrieden mit meinen Leistungen, dass ich meinen Eltern eine Nachricht zu überbringen hatte, in der er ihnen mitteilt, dass ich faul, feist und für den Laufsport völlig ungeeignet wäre. Das fängt ja gut an!
Nach dem Frühstück hört man Motorenlärm – und nach quälenden 30 Minuten kommt als allerletzter mein patscherter Packsack auf dem Rücken eines armen Trägers daher. Und dann kann’s endlich losgehen.
Aufbruch von Simikot nach dem Gepäckskrimi. Foto: MNK
Foto: Gabi
Die für heute geplante Tagestour sollte eigentlich bis Kermi (ca. 8 Stunden) führen, was aber dadurch verhindert wurde, dass unser Gepäcktross gleich auf dem ersten Pass wegen eines angeblichen Schusswechsels (tatsächlich war es ein Schusstraining der Armee) mit den Maos festgehalten wurde und erst sehr spät nachkommen konnte, wir hätten also Kermi bei Tageslicht nicht mehr erreicht. Irgendwas muss es scheinbar immer geben, sonst wär’ uns ja fad, und außerdem könnte sich Gowa, unser Alles-Checker, sonst nicht so charmant für etwas entschuldigen, wofür er gar nichts kann.
Schaut gemütlicher aus als es ist. Foto: MNK
Foto: MNK
Gaaanz viel Landschaft. Foto: MNK
Wie schön, dass wir heute, am Tag der Kräuterhighligen von Bingen, die ersten Hanfstauden sichten konnten! In der Tat wachsen diese hier wie Unkraut – das hätte Hillinger gut gefallen. Tsering, der heute unser Guide war, führte uns Unwissende auch in dieser Angelegenheit: Frisches Kraut (nur die weiblichen Pflanzen taugen was) gehört gewutzelt, aus den kleinen braunen Wutzeln in der Hand wird dann Hasch gemacht – „But I know nothing about it!“. Sehr schön auch die Reaktionen auf das Zeug: Lukas wird durch das Wutzeln high und Florian allergisch und rotäugig (eine Kifferkarriere ist damit wohl nicht ins – hahaaa – Auge zu fassen).
Überall lauern die Drogendealer! Foto: MNK
An unserem heutigen Lagerplatz in Dakhlapuri(?) hat man laut Max das Königreich verlassen und die maoistische Hochburg betreten; in der Tat tauchen nach den üblichen schokoladefordernden Gschrappen auch schon die ersten revolutionären Schnorrer auf, allerdings noch nicht die Geldeintreiber, sondern diejenigen, die hoffen, dass wir eventuell eine Goretexjoppe zu viel hätten, Keksiforderungen eine Ebene höher also. Dafür tun sie so, als ob sie beim Zeltaufstellen helfen würden und helfen dann hauptsächlich beim Suppenessen.
Wir befinden uns heute auf etwa 2735m, ziemlich genau auf der Grenze zwischen indo-arischen (bei „arisch“ sträubt sich der Tippfinger!) und tibetischen Völkern. Man kann nicht direkt sagen, dass die Leute hier Buddhisten sind, animistisch-schamanische Kulte überwiegen. Gerne hätten wir so einen Schamanen besucht, aber leider war keiner zu Hause.
Dakhlapuri. Foto: MNK
Draußen ist es jetzt sternenklar, der Mond ist am Zunehmen und leuchtet alles aufs Kitschigste aus. Dafür ist es recht frisch, laut Max haben wir aber trotzdem heute noch die wärmste Nacht vor uns. Darum sitzen wir auch im Partyzelt und führen Schmäh; glücklicherweise haben die Gahli Brothers „Hundstage“ gesehen und können einige der beliebtesten Supermärkte aufzählen. Am Ende möchte ich dann zu allen sagen, dass ich mit keiner anderen Gruppe in den letzten zwei Jahren so viele Gefühle gehabt habe wie mit dieser – aa wauns de foischn woarn.
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